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B: Bei den Papua, mein Lieber, auf Neuguinea, um noch mal aufs Essen zurückzukommen, da ist es ja genau andersrum. Da schämen sich die Leute, wenn sie mal ganz allein beim Essen erwischt werden. Weil Nahrung dort Mangelware ist und ihr Verzehr ausschließlich im Kollektiv stattfinden darf.
A: Ehrlich? Das nenne ich wenigstens eine verbindliche Regelung. An der Supermarktkasse gibt es leider gar keine Regeln. Wenn ich so dastehe, meine Sachen aufs Förderband lege und jemand hinter mir meine Einkäufe begutachtet, dann habe ich das Gefühl, nicht meine Waren werden gescannt, sondern ich. Ein wildfremder Mensch zieht aus meinen Einkäufen Schlüsse. Mustert mich. Zählt die Proseccoflaschen ab. Überlegt vielleicht, ob ich so einer bin, der das Geld zum Fenster rauswirft, wo alle andern doch gerade verarmen. Hält mich für zynisch, nur weil ich ein Dutzend Austern und was Sinnloses fürs Ambiente von Tchibo kaufe. Wo alle andern streng auf Sonderangebote achten müssen. Prompt haßt der mich doch. Nein. Ich mag es nicht, wenn mich Leute an den Dingen messen, die ich in meinem Einkaufswagen habe. Und ich rede nicht mal von wirklich blöden Sachen wie Haftcreme oder wattierten Einlagen für Blasenschwäche. Ich rede nur von den dreisten Schlüssen, die Wildfremde ziehen, vom Einblick, den sie sich in mein Privatleben verschaffen, indem sie meine Einkäufe und mich psychologisch ins Verhältnis setzen. Das nenne ich Grenzüberschreitung.
B: Du kaufst Austern? Im Supermarkt?
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Aus "Der Wikinger meiner Träume"  
 
 
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